Psychotherapie

Allgemein ist Psychotherapie eine besondere Beziehung, in der Klienten eine professionelle psychologische Hilfe bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten erhalten. Veränderungen werden zielgerichtet und absichtlich durch Sprechen und Handeln des Therapeuten und des Klienten herbeigeführt.
Das Vorgehen des Therapeuten erfolgt auf anerkannt wissenschaftlich begründeter und evaluierter Basis.

Der Verlauf einer Psychotherapie ist dabei prinzipiell strukturiert und geplant: Symptomatisch und psychisch beeinträchtigte Menschen
•    wenden sich aus eigener Initiative direkt an einen Psychotherapeuten,
•    werden als Patienten vom Hausarzt oder Facharzt weiter verwiesen, oder
•    werden über die Termin-Service-Stelle (TSS) der Kassenärzlichen Vereingung an uns vermittelt.
•    Manchmal führt sie der Rat einer Freundin oder des Partners in die Praxis. Seltener hat sie
•    die Zuspitzung der Symptomatik zu einem stationären Aufenthalt gezwungen, in deren Anschluss sie eine ambulante Nachbehandlung suchen.

Um zu klären, ob eine "psychische Störung von Krankheitswert" vorliegt - wichtig für Kostenträger -, findet eine diagnostische Phase statt (s. unter "Home" der Buttom "Behandelbare psychisch Störung")
Mit der Diagnosestellung, Behandlungsplanzielsetzung und der Entscheidung zur Zusammenarbeit wird mit dem Antrag an die Krankenkasse eine längere therapeutische Phase eingeleitet. Grundsätzlich existieren drei mit den Krankenkassen abzurechnende Verfahren. Neben der "Verhaltenstherapie" und "Psychoanalyse" ist die von mir praktizierte "tfPT" das am häufigsten in Deutschland angewandte Verfahren.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (tfPT) soll hier erklärt werden: Patient und Therapeut sitzen einander gegenüber und sprechen miteinander. Beide konzentrieren sich auf aktuell wirksame, reale Schwierigkeiten und Symptome. Auslöser, lebensgeschichtlich biographische Erfahrungen lassen nicht bewusste innere Konflikte, typische Bezeihungsmuster erkennen; dem entsprechend können psychotherpeutische Ziele formuliert werden. Der Patient gewinnt ein tieferes emotionales Verständnis der Symptome. An therapeutischen Veränderungszielen orientiert arbeiten Therapeut und Patient die Schwierigkeiten durch. Die Auseinandersetzung  und Klärungen regen das Erleben an. Patienten nutzen dies fortlaufend für Veränderungen im therpeutischen Raum und im Alltag.

Menschen sehen häufig von allein Zusammenhänge zwischen Beschwerden und "aktuellen sozialen Konflikten". Sie erleben Krisen am Arbeitsplatz, Streit in der Familie oder sie befinden sich in Schwellensituationen, das heißt Lebenssituationen mit starken Veränderungen wie Erwachsenwerden, Paarbildung, Trennung, Familiengründung, Verluste oder eigene Todeserwartung.

Doch nicht alle Menschen in solchen Krisen sind blockiert oder krank. Warum? In der aktuellen Lebenssituation eines Patienten spielt auch Altes und Früheres aus der Lebensgeschichte eine Rolle. Unbewusste oder nur teilweise bewußte "innere Konflikt-Lösungs-Muster(SR)" oder nicht bewußte abgewehrte tiefe Ängste mit „Notfallselbstreaktionen“(SR) , wurden in der Persönlichkeitsentwicklung fest  geprägt. Unbewusst sind blockierte, lebensgeschichtlich unterdrückte, verdrängte Gefühlsausdrücke, Bedürfnisse, Selbstwünsche (SW) Ursache für Spannungen. Eigene Impulse werden abgewehrt oder mit Stress-und Alarm reagiert, weil sie in der Biographie von wichtigen Anderen negativ beantwortet wurden. Diese verinnerlichten Muster und Ängste steuern den Patienten einseitig unfrei in aktuellen Schwierigkeiten. Der erwachsene Patient zeigt defensive Reaktionen(SR), die in Beziehungen - am Arbeitsplatz, in Freundschaften oder Familie - andere Personen "wie immer" erwartet handeln lassen; soche Reaktionen können Objektreationen(OR) genannt werden. Das so genannte  Unbewusste in der Persönlichkeitsstruktur und die Unfreiheit, der Wiederholungszwang,  sind wesentliche Ursache für psychische Störungen und Einseitigkeiten. Therapeutische Zielsetzung ist Eigenes(SW) spüren, erleben und verstehen zu können, und mit anderen  Personen offensiv positiv auszuhandlen zu lernen. Das geschieht in therapeutisch zu erschaffenden Räumen (Imagination, Bühne), im Kontakt mit dem Therapeuten und zunehmend in anderen Beziehungen und Kontexten.
Die tfPT versucht das Alte und Auslöser zu verstehen und zu entwickeln, damit das neue Aktuelle und Zukünftige dauerhaft  besser gelöst werden kann. Das Ziel ist, die Muster bewusst aufzulockern oder Struktur tiefen Ängsten gegenüber aufzubauen, um mehr Freiheit und Gesundheit zu bewirken.
In der abschließenden Phase gilt es, das Erreichte zu bewerten, anzuerkennen und auf Dauer zu sichern.


Quellen:

Allen, J.G., Fonagy, P., Batemann, N. 2011: Mentalisieren in der psychotherapeutischen Praxis. Klett-Cotta.

Bastine, R., Fiedler, P.A., Grawe, K., Schmidtchen, St., Sommer, G. (Hrsg.) 1982: Grundbegriffe der Psychotherapie. Weinheim. Edition Psychologie.

Plassmann, R. (2019): Psychotherapie der Emotionen. Geißen. Psychosozial-Verlag.

Rudolf, G. (2013): Strukturbezogene Psychotherapie. Stuttgart. Schattauer.

Rudolf, G. (2019): Psychodynamisch denken -tiefenpsychoolgisch handeln. Stuttgart. Schattauer.

Ullmann, H.(2017): Einführung in die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP).Heidelberg. Carl-Auer.



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